Stein für Papier –

Ausreise aus Siebenbürgen

Kronstadt, im deutschsprachigen Teil von Siebenbürgen. Heutiges Rumänien. Wir schreiben das Jahr 1950. Seit dem zweiten großen Krieg sind die Grenzen dicht, der Kommunismus hat Einzug

genommen. Sarah Mild beschließt schweren Herzens mit ihren drei kleinen Töchtern – Rose, Sieglinde und Edith – die geliebte Heimat zu verlassen. Sie will ihrem Mann, der während der Kriegswirren im kleinen Graz gelandet ist, folgen. Der Preis für die Ausreise ist jedoch hoch. Das neu erbaute Haus am Stadtrand von Kronstadt muss unter der Hand für die Ausstellung der Reisepapiere eingetauscht werden. Mit ihrem restlichen Hab und Gut machen sie sich auf den Weg in eine noch ungewisse Zukunft.

Stefan und Sarah Mild in Siebenbürgen

Feier nach abgeschlossenem Pachtvertrag, 1956

Der Mut ist heute schwer vorstellbar, den Sarah Mild für den Neustart aufbringen muss. Angst, aber auch Hoffnung sind die ständigen Begleiter auf diesem ungewissen Weg. Aller Anfang, aller Neubeginn ist schwer, ihre Entschlossenheit wird jedoch bald belohnt. In der neuen Heimat gilt die junge Familie in den ersten Jahren als Außenseiter. Für die Wohnung in Graz muss Sarah ihren letzten Schmuck eintauschen. Den Zuschlag für die Pacht des begehrten Lokals in der Stubenberggasse 7 erhalten die Milds letztlich aufgrund der Handschlagqualitäten, die man den Siebenbürger Sachsen nachsagt. Sechs Jahre nachdem Familie Mild den Schritt in die Steiermark wagen, können sie nun endlich auch Fuß fassen – wie schon in Siebenbürgen, mit einem kleinen Geschäft.