Von Poesie und Schweinsbraten –

Das Mild’sche Institut für Kunst und Kulinarik

Graz war lange ein verschlafenes kleines Örtchen. Die steirische Landeshauptstadt hatte schon in der Monarchie den vielleicht wenig schmeichelhaften Beinamen „Pensionopolis“. Das ändert sich erst langsam gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts. Impulse zum Wandel kommen oft aus Kunst und Kultur. In den 1960ern gründet Hanns Koren den steirischen herbst, mit der Eröffnung des Forum Stadtpark sind auch die manuskripte das erste Mal erhältlich. Beides schlägt – bis heute – Wellen weit über die Landesgrenzen hinaus. Oft sind aber die inoffiziellen Institutionen für ein reges Kulturleben genauso wichtig wie die offiziellen. So auch die kleine Weinstube in der Stubenberggasse. Die Herzlichkeit und Offenheit der Gastgeber zieht von jeher Intellektuelle, Künstler und freie Geister an.

Die Bar

Edith umarmt Wolfi Bauer

Den einen oder anderen „Magic Afternoon“ und wahrscheinlich auch die eine oder andere „Magic Night“ verlebt hier – bei Wein, Weib und Gesang – der bedeutende Dramatiker Wolfi Bauer.
Über fünf Jahrzehnte lang hält außerdem Literat Herwig von Kreutzbruck in der Stube Hof. Auch Lyriker und Übersetzer Alois Hergouth trifft man regelmäßig sein Steh’-Achterl schlürfend. Rektor Fink und Edith Temmel hielten hier ihren Künstler-Stammtisch ab. Angeregte Gespräche, auf Servietten gekritzelte Gedichte, durch den Raum geworfenen Zitate, gespickt mit heiteren Prost-Rufen – so stellt man es sich vor.

Mit dem heranrückenden neuen Jahrhundert erwacht Graz langsam aus seinem Dornröschenschlaf. Mit der Kulturhaupstadt 2003 ist es dann endgültig aus mit der Ruh’. Modernes mit Traditionellem darf gerade hier ein besonders eng umschlungenes Tänzchen wagen.
Die prächtige Altstadt wird gelungen mit fortschrittlichen, architektonischen Glanzlichtern bereichert. Auch das Mild schafft es stets, neue Strömungen behutsam aufzunehmen, ohne Altbewährtes ungeachtet bei der Türe hinaus zu kehren. Das sieht man, das merkt man. Man spürt bei jedem Bissen, jedem Schluck, jedem Lachen, jedem Gespräch, dass man sich hier in einem Ort zeitloser Gastfreundschaft befindet.

Die Mild Schwestern wieder vereint

Galerie Mild – wenn Wände zur Leinwand werden

Heute ist Graz längst eine pulsierende Studentenstadt, in der sich kreative Köpfe, Weltenbummler, Geschäftsleute und Gäste aus aller Welt tummeln. Es ist eine Stadt der Festivals, Konzerte, Ausstellungen, Stadt des Designs und Hüter des Weltkulturerbes – eine Stadt von Welt, ist man fast verleitet zu sagen. Nicht ganz groß aber auch nicht ganz klein. Irgendwie dorfnah und großstädtisch zugleich. Der Grazer, immer mit einem Auge in die Hauptstadt und mit dem anderen in den Süden schielend, schätzt „la dolce vita“, hat aber auch gerne seinen Frieden.
Das Mild gestaltet das Leben in Graz auch heute noch aktiv mit. Vor allem für die sogenannte freie Szene spielt das Feinkost Mild eine tragende Rolle. Ständig wechselnde Ausstellungen von jungen, talentierten Künstlern machen die Kulisse im Mild lebendig. Die Schaufenstergalerie Scharf hat sich mittlerweile einen Namen in der Grazer Kulturszene gemacht.